ESSAY zur 1. Judo Europameisterschaft ID-Judo

Gedanken am Mattenrand.

…stell Dir vor, Leistungssportler lernen von Leistungssportlern mit Handicap!

Die 1. G-Judo Europameisterschaften und die direkt anschließenden British Open sind gekämpft. Zwei internationale Sportveranstaltungen die im Judosport für gehandicapte Sportler 2018 den Höhepunkt in ihrer Sportart markierten.

Neben der Anerkennung der  Höchstleistungen für Organisation und Veranstaltungs – Know how,  wenn auch nicht immer alles reibungslos verlief, waren es, doch die sportlichen Leistungen auf hohen Niveau, die absoluten Respekt verdienen.

An welcher Stelle ist es nun möglich, dass ein Leistungssportler von einem Leistungssportler mit Handicap lernen kann? Die die Mehrzahl unserer Spitzensportler wird sich vermutlich nie oder nur sehr selten, hier im Speziellen bei einem internationalen Judoturnier  (z.B. London) „verlaufen“, auf diese Weise werden sie den Impuls der positiven und Energie geladenen Atmosphäre eines solchen Sportevents nicht erleben.

Dabei sein ist eben nicht nur alles! Dabei sein kann der Beginn und der Anfang eines Weges in Richtung Erfolg oder Misserfolg darstellen. Schon in diesem Bezugsrahmen sind erkennbare Schnittmengen von Leistungssportlern mit und ohne Handicap möglich. Erfolg versus Misserfolg, wie wird er definiert und welche Konsequenzen ergeben sich?!  Jeder Sportler ob mit oder ohne Handicap hat hierzu seine eigene subjektive Haltung.

„Bei Sich sein“, Außeneinflüsse ausschalten, „im Tunnel sein“, Begriffe die nicht nur im sportlichen Kontext ihre Bedeutung finden, meinen die Fokussierung auf ein Ziel hin. Die Konsequenzen des Erfolges-Misserfolges  stehen bei Sportlern mit Handicap (zumeist) nicht im Vordergrund. Sondern die Volition (Willenskraft) das „im Moment sein“ und das spezifische Streben den Sieg für sich zu erringen, beschreiben den Unterschied. Sich selbst spüren, selbstregulierend Handlungsabläufe zu bestimmen die dem Sportler mit Handicap unabdingbar den Erfolg im „Hier“ und „Jetzt“ ermöglichen. „Hier“ keinen Gedanken an die Zeit danach vergeuden kann bedeuten mehr Energie für den Moment ab rufen zu können. Demnach ist zu vermuten, dass aus psychologischer (kognitionspsychologischer) Sicht die Auswahl zielrelevanter Informationen, bei Sportlern mit Handicap nicht die Komplexität der Situation nach dem Wettkampf wirkt. Es ist der zentrale Moment, der unmittelbar vor dem Wettkampf den Siegeswillen befeuert und für die Ausschüttung von Adrenalin und Dopamin verantwortlich ist. „Ich will siegen“, keine Überlegungen zu, :„ was wird sein, wenn nicht“.

Im Bezug auf die 1. Europameisterschaft im G-Judo und der anschließenden British Open im Judo waren die langen Anreisen, der lange Wettkampfmodus (2 Wettkampftage), technische Probleme die die Athleten zu langen Wartezeiten vor ihren Wettkämpfen zwangen, sicher nicht förderlich, beeinträchtigten aber keinesfalls das Niveau der gezeigten sportlichen Leistungen oder den kompromisslosen Siegeswillen der Sportler!

Würden unsere Leistungssportler ohne Handicap z.B. im Sportsegment Fussball  auf vergleichbare Herausforderungen und Widrigkeiten treffen, wären sie bei Europameisterschaften oder internationalen Meisterschaften ähnlicher Qualität sicher nur Zuschauer 😉

Chapeau vor unseren Leistungssportlern im G-Judo.

Jörg Musaeus WK