Dabei sein ist eben nicht Alles“… auch nicht im G-Judo!
Eine Nachbetrachtung zur IDEM 2018 in Berlin.
Wenn dadurch nicht die Fairness verloren geht, ist dies grundsätzlich ein legitimer sportlicher Gedanke, nicht nur dabei zu sein, sondern eben auch siegen zu wollen.
Judo ist eine der Kampfsportarten die auf der Welt mit einer ihr eigenen Philosophie, Werte und Etikette, am weitesten verbreitet ist! Eine relevante Determinante dieser Philosophie ist es, den Kampfgegner mit Respekt und Fairness entgegen zu treten.
Auch im G-Judo (gehandicapte Judokas) ist dies so. Allerdings setzt hier der Grundsatz des Respekts und der Fairness schon vor dem Kampf auf der Matte an. Die Athleten werden gewogen damit der Gewichtsunterschied der einzelnen Kämpfer nicht zu signifikant ist und der Grad der Einschränkung bzw. des Handicaps wird von dem erfahrenen Trainer eingeschätzt um so die korrekte Einteilung und Meldung der Sportler in die richtige Wettkampfklasse zu gewährleisten. Dieser Vorgang ist ein unbedingtes Novum von Respekt und Fairness den Sportlern gegenüber!
Wir, die G-Judo kennen und interessiert verfolgen kennen alle die 3 Wettkampfklassen. Wettkampfklasse 1, die Judokas mit den geringsten Handicaps, die Wettkampfklasse 2 mit den Judokas die stärke Einschränken und Handicaps besitzen und die Judokas der Wettkampfklasse 3 mit den stärksten Einschränkungen.
Es überwiegt im Rückblick auf die IDEM immer noch die Freude über eine tolle Veranstaltung und über die herausragenden Leistungen die an diesem Wochenende von den Athleten gezeigt wurden. In Anlehnung an meine „subjektive“ Nachlese auf die IDEM, der Internationalen Deutschen Meisterschaft im G-Judo in Berlin, möchte ich aber meine kritischen Gedanken hier noch einmal unterstreichen.
Bei mir schwingt immer noch mein großes Unverständnis über die Meldung mancher Trainer ihrer Athleten in den einzelnen Wettkampfklassen nach.
Konkret fällt hier z.B. auf, dass in der Wettkampfklasse II in den Gewichtsklassen – 66 / – 73 / und – 81 kg drei hervorragende Sportler mit Down Syndrom im Finale waren! Was weiter auffällt, ist das alle 3 Athleten ihre Kämpfe verloren!
Bemerkenswert und aus meiner Sicht kein Zufall, sondern ein Ergebnis welches aus der Meldung mancher Trainer resultiert, die ihre Athleten mit viel geringeren Handicaps in der Wettkampfklasse melden in der ein Podestplatz relativ gesichert scheint!
Hier ist eine stärkere Differenzierung gefordert und der Willkür sowie dem verfehlten Ehrgeiz mancher Trainer die ihre Athleten (um jeden Preis) auf dem Podest ganz oben sehen wollen, muss Einhalt geboten!
„Dabei sein ist nicht Alles“ OK., aber nicht auf Kosten der Fairness und des Respekts voreinander.
Es sollten sich die Sportler auf Augenhöhe gegenüber treten auf der die kognitiven Fähigkeiten in etwa ein ähnliches Entwicklungsniveau besitzen und demzufolge vergleichbare Handlungsoptionen im Wettkampf
zulassen. Die Meldung eines
Sportlers wider besseres Wissen in eine Wettkampfklasse die nicht
dem Niveau der kognitiven Leistungsfähigkeit und der Ausprägung seines Handicaps entspricht, ist grob fahrlässig, unverantwortlich und absolut unsportlich.
Verantwortliche, Trainer, Funktionäre, ich denke alle sind an dieser Stelle gefordert,
eine Wettkampfklassifizierung zu konzipieren die unsere Sportler mit Down Syndrom trotz Top Leistungen nicht benachteiligen. Dies ist durchaus möglich und wird uns von anderen Nationen vorgemacht!
Als Trainer und Vater möchte ich einfach nicht in die Situation gelangen in der ich meinen Athleten von der Matte nehmen werde um ihn zu schützen. Zu schützen vor einer sicheren Niederlage und vor Verletzungen nicht nur körperlicher Art!!
Es bereitet mir letztendlich große Sorge wenn ich hier eine gesamt gesellschaftliche Entwicklung entdecke die an dieser Stelle durchaus einen Transfer zulässt.
Hier entsteht bewusst Raum zur Interpretation und welche Entwicklung das ist, dass überlasse ich dem interessierten Leser!!
Jörg Musaeus WK. den 08.05.2018
(C)Wir, die Redaktion dankt Jörg Musaeus für diesen Kommentar, herzlich willkommen im Team lieber Jörg.