IFoN.World unterstützt Forderungen für den internationalen Leistungssport von Judoka mit geistigen und kognitiven Einschränkungen
Ein Weckruf für den Leistungssport: ID-Judoka fordern Gerechtigkeit!
Der internationale Leistungssport steht an einem Scheideweg. Es geht um nichts Geringeres als Gerechtigkeit, Chancengleichheit und den Respekt vor der UN-Behindertenrechtskonvention. Die IFoN.World setzt sich entschlossen für Judoka mit geistigen und kognitiven Einschränkungen ein und fordert die uneingeschränkte Anerkennung ihrer sportlichen Leistung auf internationaler Ebene. Die Special Olympics haben sich diesen Forderungen angeschlossen – ein bedeutendes Zeichen. Doch die Widerstände bleiben groß, insbesondere durch Funktionäre, die an alten, diskriminierenden Strukturen festhalten.
Ein Kampf gegen Ignoranz und Diskriminierung

Die IFoN.World vertritt die Rechte von über 100.000 aktiven Judoka weltweit. Doch während in vielen Ländern bereits Fortschritte erzielt wurden, hält Deutschland weiterhin an einer schockierenden Benachteiligung fest: ID-Judoka werden systematisch von den Paralympics ausgeschlossen. Klaus Gdowczok, Präsident der IFoN.World, bringt es auf den Punkt: „Ein Weh und Ach im Paralympischen Komitee IPC kann nicht länger geltendes Recht brechen. Die Ewiggestrigen müssen ihre Sessel räumen!“
Doch genau das geschieht seit Jahren. Funktionäre wie Günter Geist, Hauptabteilungsleiter des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS-NPC), blockieren aktiv jede Bemühung um Anerkennung von ID-Judoka im internationalen Leistungssport. „Es bleibt, wie es ist! Nur sehgeschädigte Judoka werden an den Paralympics teilnehmen. Wir werden uns nicht für ID-Judoka einsetzen!“ – Diese Worte von Geist stehen sinnbildlich für die menschenverachtende Haltung, die einer modernen Gesellschaft unwürdig ist.
Ein Skandal von nationalem Ausmaß
Wo bleibt die Sportförderung für ID-Judoka in Deutschland? Die Antwort ist erschreckend: Es gibt keine. Während sehgeschädigte Judoka Unterstützung erhalten, werden Athlet:innen mit geistiger oder kognitiver Einschränkung ignoriert. Es gibt keinen Bundestrainer, keine Strukturen, keine ernsthafte Förderung – stattdessen Ignoranz und systematische Diskriminierung.
Besonders perfide: Die Bundestrainerin für sehgeschädigte Judoka, Carmen Bruckmann, lehnt die Aufnahme von ID-Judoka ins Paralympische Programm ab – ohne jede sachliche Begründung. Dabei kämpfen 20 ID-Judoka für ihr Recht, Leistungssport zu betreiben, auf einen einzigen sehgeschädigten Para-Judoka! Doch der Deutsche Behindertensportverband weigert sich, Verantwortung zu übernehmen.
Deutschland beraubt sich selbst seiner Helden
Deutschland hat mit ID-Judo eine internationale Erfolgsgeschichte geschrieben. Das junge Team um Dr. Wolfgang Janko holte bei den Paralympischen Weltmeisterschaften 2023 in Vichy vier Medaillen – darunter zwei Goldene. Ein Meilenstein! Doch während andere Länder solche Erfolge feiern, wird in Deutschland hinter den Kulissen intrigiert. Günter Geist und seine Mitstreiter arbeiten mit allen Mitteln daran, ID-Judo kleinzuhalten, und schrecken dabei nicht vor Manipulation und Hinterhälten zurück.
Doch hier geht es nicht nur um Sport. Hier geht es um Werte.
Was Günter Geist betreibt, erinnert auf verstörende Weise an dunkle Kapitel der deutschen Geschichte. Menschen mit geistigen Einschränkungen werden systematisch ausgeschlossen – ausgerechnet im Sport, der als Spiegel der Gesellschaft gilt. Das darf nicht unwidersprochen bleiben.
Zeit für einen echten Wandel
Die Zeitenwende ist da, auch im Leistungssport. ID-Judoka kämpfen nicht um Almosen, sondern um ihr Recht, als gleichwertige Athlet:innen anerkannt zu werden. Die Paralympics sind kein Privileg, sie sind ein Grundrecht!
Wir fordern:
- Die sofortige Anerkennung von ID-Judoka im paralympischen Judo!
- Eine transparente und faire Sportförderung für ID-Judoka in Deutschland!
- Den Rücktritt von Funktionären, die bewusst gegen die UN-Behindertenrechtskonvention verstoßen!
„It’s time to go Paralympics!“
Die Worte der interantionalen ID-Judoka aus Köln 2019 hallen nach: „Wir wollen nicht spielen, wir wollen kämpfen!“ Und dieser Kampf geht weiter.
Die IFoN.World hat bereits bewiesen, dass professionelle Zusammenarbeit Großes bewirken kann – sei es bei den Special Olympic World Games 2023 oder bei den nationalen Wettbewerben. Nun ist es an der Zeit, dass die Paralympischen Spiele ihren eigenen Werten gerecht werden. Inklusion ist kein leeres Versprechen – es ist eine Verpflichtung.
Herr Geist, der Sport gehört uns allen. Hören Sie auf, ihn zu missbrauchen.
Gemeinsam setzen wir uns für eine bessere und gerechtere Sportwelt ein, in der jeder Athlet die Chance bekommt, sein volles Potenzial zu entfalten. Jeder von uns an seiner Stelle in einem stillen, unsichtbaren gelebten Wertesystem, eines charktervollen würdigen Zusammenlebens unserer Töchter und Söhne in den Gesellschaften dieser Welt.
Klaus Gdowczok – Präsident IFoN.World
„Es ist einfach wunderbar, was Seven Albrecht und sein Team aus dieser, mit zahlreichen Problemen belasteten ID-Judo Ausstragungsstätte in Berlin, dank unseren Hinweise umgesetzen konnten. Phantastisch! Die Athleten und die Zuschauer werden es SOD und Berlin danken“
und Sie dankten es! Die Zuschauerschlangen brachen nicht ab!
Special Olympics Deutschland wendet sich mit zehn „Politischen Forderungen“ an die Öffentlichkeit.
Warum das notwendig ist und was für die Umsetzung gebraucht wird, erklärt
SOD-Präsidentin Christiane Krajewski im Interview. Das Gespräch führte Hartmut Augustin.

Frau Präsidentin, warum wendet sich Special Olympics Deutschland jetzt an die Öffentlichkeit?
Christiane Krajewski: Seit mehr als 30 Jahren schaffen wir für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung Zugang zu Sport und Gesundheitsversorgung
und initiieren Modellprojekte in den Bereichen Bildung, Kultur und Arbeit. Wir haben viel erreicht. Aber, es treiben nur acht Prozent von ihnen regelmäßig
Sport. Der Fortschritt kommt nicht im Schneckentempo, hat aber auch nicht die Geschwindigkeit eines Rennbootes. Es sind nach wie vor nicht die
Rahmenbedingungen gegeben, die eine vollumfängliche Teilhabe ermöglichen. Deshalb wenden wir uns an die Öffentlichkeit und an diejenigen, die den
neuen Bundestag und die neue Bundesregierung bilden werden.
Welche Schwerpunkte setzen Sie bei Ihren politischen Forderungen?
Christiane Krajewski: Special Olympics Deutschland fordert, dass bei relevanten Gesetzesvorhaben – ich nenne beispielhaft die Weiterentwicklung des
Bundesteilhabegesetzes in den Bereichen soziale und beruiche Teilhabe, ein mögliches zukünftiges Sportfördergesetz sowie die Ausgestaltung eines
inklusiven Kinder- und Jugendgesetzes – die Belange von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung mitgedacht und mitverhandelt werden.
SOD fordert, Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung in alle relevante Entscheidungsprozesse einzubinden. Sie sollen die Möglichkeit
haben, sich an Gesetzgebungsverfahren zu beteiligen.
Wie kann das geschehen?
Christiane Krajewski: Unsere Sportlerinnen und Sportler sind politisch interessiert. Viele informieren sich mit ihrem Smartphone auf Social Media über
Dinge, die sie betreen. Sie sind Expertinnen und Experten in eigener Sache. Deshalb sollten sie in Gesetzgebungsverfahren eingebunden werden. SOD
hat inzwischen in allen Bundesländern Athletenräte, die aktiv und erfolgreich an der Entwicklung unserer Organisation mitwirken. Diese Menschen und
andere müssen auf kommunaler, Landes- und Bundesebene bei Entscheidungen, die sie betreen, beteiligt werden.
Mitunter fällt es den Menschen schwer, die eigenen Bedürfnisse auszudrücken. Welche Möglichkeiten gibt es, sprachliche Barrieren zu
überwinden?
Christiane Krajewski: Leider wird die Leichte Sprache in unserem Land noch zu wenig verwendet. Oftmals werden Diskussionen schnell und hitzig
geführt, da fällt es unseren Sportlerinnen und Sportlern schwer mitzukommen. Deshalb brauchen wir mehr Leichte Sprache und eine angenehme
Atmosphäre in Debatten, damit sie sich beteiligen können. Wir haben auf kommunaler Ebene sehr erfolgreich Teilhabe-Beraterinnen und -Berater
ausgebildet, die die Interessen von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung vertreten. Die können helfen, sprachliche Barrieren zu überwinden. Und die
Gesellschaft profftiert von einem respektvollen Umgang. Etwas was uns zurzeit leider abhanden kommt. Wir alle können viel von unseren Athletinnen
und Athleten lernen.
Welche Rolle spielt der Sport im Leben von Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung?Christiane Krajewski: Der Sport spielt eine zentrale Rolle. Menschen mit geistiger Beeinträchtigung fühlen sich in ihrem Lebensalltag oft nicht
einbezogen. Das macht sie traurig und hindert sie, ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln. Der Sport schafft Erfolg. Sie erleben, dass sie etwas für
sich oder ihr Team leisten können. Auf diese Art und Weise werden sie in der Öentlichkeit positiv wahrgenommen. Das macht sie glücklich. Es ist gut,
wenn in Zukunft die Leistungen der Eingliederungshilfe unter dem Dach der Kinder- und Jugendhilfe zusammengeführt werden, denn die Grundlage für ng wird in der Kindheit und Jugend gelegt. Wir wollen, dass Kinder und
Jugendliche von Beginn an inklusiv aufwachsen. Die richtige Ausgestaltung des Gesetzes kann dafür wichtige Voraussetzungen schaffen. In diesem
Zusammenhang fordern wir auch mehr Forschung über das Ausmaß der Beteiligung von Schülerinnen und Schülern mit geistiger Beeinträchtigung an
Bewegung und Sport, sei es in inklusiven schulischen Angeboten oder an Förderschulen. Dass Schülerinnen und Schüler mit geistigen Beeinträchtigungen
nicht in empirische Studien mit eingebunden sind, ist nicht zu akzeptieren.
Warum tun sich Sport-Vereine schwer, inklusive Angebote zu schaen?
Christiane Krajewski: Mein Eindruck ist, dass in den Vereinen häug der gute Wille vorhanden ist. Sie schaffen es oft nur mit viel ehrenamtlichem
Engagement und begrenzten Finanzen, ihr bisheriges Programm zu erfüllen. Und dann kommen wir und wünschen uns mehr Inklusion. Die Vereine schaffen das nicht allein. Sie brauchen eine besondere Förderung für inklusive Angebote. Ganz sicher gehören nanzielle Anreize dazu. Dazu ist ein Umdenken auf kommunaler, Landes- und Bundesebene nötig. Und wir brauchen Begegnungen, damit sich eine Oenheit entwickeln kann.
Wenn es inklusive Angebote in Vereinen gibt, dann ist oft noch die Erreichbarkeit für Sportlerinnen und Sportler eine Herausforderung. Wie kann
das geändert werden?
Christiane Krajewski: Unsere Sportlerinnen und Sportler sind in engagierten Familien sowie vor allem in Werkstätten, Wohnheimen und Förderschulen zu finden. Es kommt darauf an, dass die Verantwortlichen dort die Wichtigkeit von Sport für die Menschen erkennen und praktisch umsetzen. Dann lassen sich Transport-Möglichkeiten mit den Vereinen abstimmen. Das bekommt man auch finanziell gewuppt. Denn nach dem Bundesteilhabe-Gesetz steht den
Menschen ein persönliches Budget zu, in dem der Sport enthalten ist. Allerdings erwarten wir eine konkrete Benennung des Sports als Leistung.
Regelungen, dass Assistenzleistungen primär aus dem privaten Umfeld zu erbringen sind, müssen gestrichen werden.
In Vorbereitung des bundesweiten Host Town Programs anlässlich der Special Olympics World Games 2023 in Berlin sind lokale und regionale Netzwerke entstanden. Was braucht es, um die Strukturen weiterzuentwickeln?
Christiane Krajewski: Diese Netzwerke haben sehr erfolgreich gearbeitet. Sie müssen auch in Zukunft nachhaltig finanziert werden. Wir brauchen sie unbedingt auf kommunaler und regionaler Ebene. Denn sie sind ein sehr gutes Beispiel dafür, wie die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung mitgedacht werden. Es gibt kein Patentrezept für die weitere Entwicklung. Ich bin mir aber sicher, die Kommunen und Regionen werden dafür gute eigene Wege finden.
Sportlerinnen und Sportler von SOD treffen im Alltag auf Barrieren. Orientierungs-, Informations- und Bezahlsysteme sind oft nicht ihren
Bedürfnissen angepasst. Gibt es gute Beispiele dafür, dass das geändert werden kann?Christiane Krajewski: Die Special Olympics World Games 2023 in Berlin waren ein erfolgreiches Beispiel dafür. Besonders das Info- und das Orientierungssystem mit vielen Piktogrammen anstelle von Schriftsprache waren sehr gut. Dieses Mitdenken der besonderen Bedürfnisse ist zu wenig Realität. Deshalb wollen wir unsere positiven Erfahrungen von den Weltspielen sehr gern in die Debatten auf verschiedenen Ebenen mit einbringen. In den Forderungen heißt es, es bedarf eines besonderen Blickwinkels auf die Deffnition von Spitzensport bei Menschen mit geistiger Beeinträchtigung’.
Was bedeutet das?
Christiane Krajewski: Unsere Klassiffzierung stellt nicht auf eine Siegerin oder einen Sieger pro Disziplin ab, sondern orientiert sich daran, was jeder leisten kann. Deshalb kann zum Beispiel im 100-Meter-Lauf jemand mit 12 Sekunden oder auch einer Minute Laufzeit Gold gewinnen – je nach Leistungsgruppe. Dieses System bringt besondere Anforderungen mit sich. Des Weiteren unterscheidet sich die Lebenswirklichkeit unserer Athletinnen und Athleten gravierend von anderen Sportlerinnen und Sportlern. Sie brauchen eine andere Art der Unterstützung und Begleitung. Und aufgrund der fehlenden Angebotsvielfalt müssen wir viel in den Aufbau von Strukturen und die Qualizierung von Trainerinnen und Trainern investieren. Wir stehen
nach wie vor am Beginn einer Entwicklung.
Wie viele Trainerinnen und Trainer gibt es im Moment?
Christiane Krajewski: Derzeit haben wir für 24 Sommer-Sportarten sowie 9 Wintersportarten nur acht hauptamtliche Trainerinnen und Trainer. Das reicht
nicht aus. Deshalb brauchen wir weiterhin mehr nanzielle Förderung des Spitzensports durch das Bundesinnenministerium. Wir sind der Bundespolitik
für die große Unterstützung insbesondere im Zusammenhang mit den Special Olympics Weltspielen Berlin 2023 sehr dankbar. Insbesondere das
Bundesinnenministerium und das Arbeits- und Sozialministerium haben uns nachhaltig unterstützt. Doch die Erinnerung an das erfolgreiche
Sportgroßereignis verblasst und der Alltag kehrt ein. Darum sind unsere zehn „Politischen Forderungen“ gerade jetzt wichtig, damit Teilhabe gelingen
kann.
Deutscher Behindertensportverband (DBS-NPC)Weltverband für Judo (IJF)Paralympische Spiele (Paralympics.org)UN-BehindertenrechtskonventionSport für Alle – Initiative für Inklusion im S