Die grüne Stadt und der Rollstuhl – Kölns Kampf gegen die Realität

© von Graf vun Knüsel & Klüngel

Köln ist die Stadt der Zukunft. Eine Zukunft, in der niemand mehr Auto fährt, alle gendern, Fahrräder fliegen, und Rollstühle offenbar verschwinden sollen. In dieser neuen Welt, die man sich irgendwo zwischen Parteibüro, Radentscheid und Reality-Vakuum zusammenphantasiert hat, ist kein Platz mehr für Dinge wie Teilhabe, Mobilität oder – Gott bewahre – den Bürger. Denn der Bürger stört. Besonders dann, wenn er behindert ist und parken möchte. In Köln muss man dafür heute mehr Mut aufbringen als für eine Demonstration gegen Erdogan. Wer sich mit Behindertenparkausweis in eine dieser grünen Zonen des dogmatischen Fortschritts wagt, darf sich schon mal auf ein Knöllchen einstellen – selbstverständlich ohne Rücksicht auf lästige Details wie Sichtbarkeit des Ausweises, geltendes Recht oder gar das Grundgesetz. Die Verwaltung interessiert das nicht. Die Verwaltung ist beschäftigt. Zum Beispiel mit der Erhebung von Bußgeldern. Man braucht ja Einnahmen. Wenn schon keine Investitionen zurückfließen, dann wenigstens Rückläufe aus Knöllchen. Besonders lukrativ sind Menschen mit Behinderung – sie zahlen zögerlich, schreiben höflich Einsprüche und beschweren sich selten laut. Perfekte Kundschaft also für eine Stadtkasse, die unter chronischem Verantwortungsdiarrhoe leidet. Statt echte Barrierefreiheit zu ermöglichen, drückt man sich um jedes Gespräch. Die Stadt antwortet mit Formularen, mit Widerspruchsformularen, mit weiteren Formularen. Die Entschuldigung? Ein Phantom. Der Dialog? Eine Illusion. Die Würde? Parkt in der Ladezone mit abgelaufenem Ticket und wird gerade abgeschleppt. Köln ist eine Stadt, in der Bürger zu Bittstellern gemacht werden. Wer auf einen Behindertenparkplatz angewiesen ist, wird nicht nur ignoriert, sondern im Zweifel auch noch bestraft. Die „grüne“ Verkehrswende kennt keine Rücksicht – nicht auf Alter, nicht auf Pflegebedürftigkeit, nicht auf die UN-Behindertenrechtskonvention. Alles, was nicht ins neue Heilsbild der autofreien, radfahrenden, woke-beseelten Stadt passt, wird entfernt. Erst waren es die Parkplätze. Dann das Verständnis. Jetzt ist es die Menschlichkeit.Natürlich gibt es Alternativen. Also theoretisch. Die da wären: Ampido, Feierabendparken, Luftschlösser. Oder die berühmte Quartiersgarage am Ebertplatz, die man seit 1997 plant und wahrscheinlich 2097 als Klimamahnmal einweiht. Solange steht der Mensch mit Einschränkung halt an der Bushaltestelle – wenn er sie erreicht. Oder sitzt zu Hause – das ist eh nachhaltiger. Denn was Köln heute baut, ist nicht Infrastruktur, sondern ein moralisches Biotop.Hier wird nicht mehr regiert, hier wird geglaubt. An die große Mobilitätswende. An die Diversität der Betonpoller. An die heilige Reduktion. Dass dabei ganze Bevölkerungsgruppen ins Abseits gedrängt werden – Schwamm drüber. Wer auf Hilfe angewiesen ist, passt eben nicht in die Vision der hippen, latte-macchiatotrinkenden Mittelschicht, die morgens ihr Lastenrad mit Kind und Dinkelgebäck durch Ehrenfeld schiebt und abends bei Netflix „Inklusion“ streamt. Köln, du warst einmal Karneval. Heute bist du Kafka. Eine Stadt, die sich unter dem Vorwand der Gerechtigkeit selbst abschafft. Eine Stadt, die glaubt, die Welt zu retten – und nicht mal weiß, wie man ihre Bürger behandelt. Eine Stadt, in der Behindertenausweise als Müll behandelt werden, weil der Scanner sie nicht erkennt. Wo Widersprüche gegen Bußgelder länger brauchen als ein Flughafenbau. Und wo man sich für „Diversität“ feiert, während Menschen mit echten Bedürfnissen vor geschlossenen Schranken stehen. Köln geht unter – nicht im Wasser, sondern in Arroganz.

Han mer net, welle mer net, bruche mer net